Nervennahrung – Oder Liebe, die durch den Magen geht

Anfang des Jahres gründete die Professorin Soyoung Q Park die Abteilung Neurowissenschaft der Entscheidung und Ernährung am Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE). Gestern hielt sie ihre Antrittsvorlesung. Trotz schweißtreibender Temperaturen kamen über 150 interessierte Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter und geladene Gäste in den Konferenzsaal des Instituts, um den Vortrag „Nervennahrung – Oder Liebe, die durch den Magen geht“ zu hören. „Ein Thema, dass uns offensichtlich alle irgendwie interessiert“, sagte Professor Tilman Grune, wissenschaftlicher Vorstand des DIfE, mit Blick auf den sehr gut gefüllten fast 200 Quadratmeter großen Raum.

Antrittsvorlesung von Prof. Soyoung Q Park am 28. August 2019 (Foto: Carolin Schrandt/DIfE)

Antrittsvorlesung von Prof. Soyoung Q Park am 28. August 2019 (Foto: Carolin Schrandt/DIfE)

Mit Proteinen zu mehr Toleranz?

Zu Beginn ihres Vortrags stellte Soyoung Q Park die Arbeit von Shai Danziger von der Ben Gurion University of the Negev in Israel aus dem Jahr 2011 vor: Demnach entscheiden Richter nach dem Essen wohlwollender als vor dem Essen. Aber warum ist das so? Park und ihr Team gingen der Sache auf den Grund. Sie fanden heraus, dass ein und dieselbe Person unterschiedliche Entscheidungen trifft, je nachdem, was sie zuvor gegessen hat. Wer mehr Eiweiße als Kohlenhydrate zu sich nahm, sei toleranter gegenüber unfairen Angeboten. Andersherum waren jene, die viele Kohlenhydrate und wenig Eiweiß gegessen hatten, sensibler gegenüber unfairen Angeboten.

Selbstkontrolle: Die Krux jeder Diät

Für Schmunzeln im Saal sorgte ein Video des berühmten Marshmallow-Tests der Stanford University aus den 60-er Jahren: Kinder sitzen alleine mit sehnsüchtigem Blick vor einem Marshmallow und dürfen die Süßigkeit nicht antasten, wenn sie später zur Belohnung noch eine zweite bekommen möchten. „Selbstkontrollfähigkeiten können wie ein Muskel trainiert, aber nicht dauerhaft gehalten werden. Deswegen fällt es uns auch so schwer, Diäten auf Dauer durchzuhalten“, erklärte Park.

Mehr als nur Futterneid

Im weiteren Verlauf ihres Vortrags erläuterte die Professorin, welchen Einfluss das soziale Umfeld auf persönliche Konsumentscheidungen hat. So reicht es beispielsweise, dass andere Menschen ein Nahrungsmittel nur anschauen, damit man es selbst haben will. Das Phänomen des „Futterneids“ scheint also noch weit darüber hinauszugehen, als dass man das essen will, was der Tischnachbar auf dem Teller hat. Was bedeutet das aber für das Ernährungsverhalten eines Kleinkinds, das stets dem Blick der Mutter folgt? Mit ihrer Forschungsarbeit möchte Park dazu beitragen, das Essverhalten und die Nahrungsauswahl über psychologische Mechanismen positiv zu beeinflussen:

Wir wollen Menschen dabei helfen, bessere und gesündere Entscheidungen zu treffen.
Prof. Dr. Soyoung Q Park, Leiterin der Abteilung DNN

Das Glück der Großzügigkeit

Abschließend beleuchtete die Psychologin und Hirnforscherin „generöses Verhalten“. Warum helfen wir anderen Menschen, obwohl dieser Einsatz uns oft sehr viel „kostet“ – nicht nur Geld, sondern auch Energie, Sicherheit und vieles mehr? Die Antwort der Wissenschaft: Weil es uns glücklich macht! „Wir haben uns das, was bei großzügigen Taten im Gehirn passiert, genauer angeschaut und konnten starke Hirnveränderungen beobachten, die mit Glücksempfinden einhergehen“, so Park. Demnach scheint es so zu sein, dass Menschen dazu im Stande sind, aktiv ihr soziales Umfeld zu ändern und dadurch ihr Wohlbefinden und ihre Vorstellung von der Gesellschaft zu beeinflussen. Diese Erkenntnisse lassen sich auch positiv in den Arbeitsalltag übertragen: „Im Team kann man tagtäglich neue Vorstellungen und Ideen kreieren und teilen und somit auch zahlreiche gemeinsame Glücksmomente erleben“.


Weitere Informationen

Pressekontakte

Prof. Dr. Soyoung Q Park

Leiterin der Abteilung Neurowissenschaft der Entscheidung und Ernährung

Tel.: +49 33 200 88 - 2510
E-Mail: soyoung.park@dife.de

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

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