Postprandiale Regulationsmechanismen im Alter

Ansprechpersonen: Catrin Herpich, Prof. Dr. Kristina Norman

Obwohl die Ernährung im Alter eine wichtige Rolle für die Gesundheit spielt, ist die postprandiale Response – also die Reaktion des Stoffwechsels auf eine Mahlzeit – bei älteren Erwachsenen bisher nur unzureichend untersucht. Es gibt mehrere Hinweise, dass sich die postprandiale Response älterer Menschen von denen jüngerer Menschen unterscheidet. So wurde beispielsweise gezeigt, dass die Muskelproteinsynthese bei älteren Menschen nach dem Essen verringert ist. Des Weiteren konnten Unterschiede in der Produktion von appetitanregenden und -hemmenden Hormonen nach einer Mahlzeit bei jungen im Vergleich zu älteren Erwachsenen festgestellt werden. Dies führt bei älteren Menschen zum Beispiel zu einer verlängerten Sättigung nach dem Essen. Die Erforschung der postprandialen Stoffwechselregulation bei älteren Erwachsenen trägt somit zum Verständnis von altersassoziierten Veränderungen der Verdauung und des Stoffwechsels bei.

Ein wichtiger Regulator des Stoffwechsels ist der in der Leber produzierte Fibroblast Growth Factor 21 (FGF21). Aufgrund seiner vielfältigen Wirkweise wird FGF21 auch als Langlebigkeitshormon bezeichnet. FGF21 wird im Tiermodell nach kurzer Fastenperiode gebildet, um den Glukose- und Fettstoffwechsel zu regulieren. Aufgrund dieser Eigenschaften wurden bereits FGF21-ähnliche Medikamente entwickelt, deren Einsatz aktuell in der Behandlung von z. B. Typ-2-Diabetes oder Fettleber getestet wird.

Daten zur Assoziation von Fasten und FGF21-Konzentrationen in Humanstudien sind jedoch kontrovers. In einer Pilotstudie fanden wir bei älteren Menschen im Vergleich zu einer jungen Kontrollgruppe signifikant höhere FGF21-Serumkonzentrationen. Die Bedeutung dieser beim älteren Menschen erhöhten Serumkonzentrationen ist bislang nicht geklärt. Allerdings sind höhere FGF21-Werte im Mausmodell mit einer reduzierten Knochenmineraldichte und einem Verlust der Magermasse assoziiert.

In der POST-Studie konnten wir erstmals zeigen, dass das Ansprechen des FGF21 nach einer Mahlzeit bei älteren Studienteilnehmern signifikant unterschiedlich war (Herpich et al. 2021). Die Dynamik nach Kohlenhydrataufnahme zeigte nach dem anfänglichen Rückgang einen altersbedingten Anstieg, während jüngere Teilnehmer stabil blieben. Außerdem konnten wir beobachten, dass die höheren Konzentrationen bei den älteren Studienteilnehmern zum Teil mit den erhöhten postprandialen Glukosespiegel im Alter zusammenhängen. Um die Rolle der postprandialen Response für den Gesundheitszustand im Alter besser zu verstehen, wollen wir  des Weiteren untersuchen, wie ältere Menschen im Vergleich zu jüngeren hinsichtlich verschiedener Inflammationsparameter und weiterer metabolischer Parameter – u.a. Blutfette, Hunger- und Sättigungshormone – auf Testmahlzeiten mit unterschiedlicher Makronährstoffzusammensetzung reagieren.